In unserem Podcast „Wein mit Freunden“ präsentieren euch Antonia, Benni, David, Memo, Gianluca und Cossi alle zwei Wochen einen Wein aus unserem Sortiment. Als Weingenießer, aber auch als Profis: Antonia, Memo und David haben den WSET Level 3 (Wine Spirit Education Trust). Sie erzählen euch Interessantes und Wissenswertes aus der Weinwelt und Gianluca verrät euch die besten Wein-Speisen Kombinationen zu den Weinen.
In Folge #83 trinken wir einen Rotwein aus dem toskanischen Traditionshaus Lamole di Lamole im Herzen des Chianti Classico Gebiets. Den Maggiolo Chianti Classico DOCG 2022 BIO – ein Wein, der zeigt, wie Sangiovese aus hochgelegenen Lagen Eleganz, Frische und Tiefe vereinen kann. Lamole di Lamole gehört zu den historischen Gütern im Chianti und verbindet jahrhundertealte Weinbaukultur mit moderner, nachhaltiger Philosophie. Mit diesem Jahrgang beweist das Weingut eindrucksvoll, warum das Gebiet zwischen Florenz und Siena Kultstatus genießt.
Rebsorten
Sangiovese, Cabernet Sauvignon und Merlot
Sangiovese ist die dominierende Rotweinsorte der Toskana und bildet die Basis vieler berühmter Weine wie Chianti, Brunello di Montalcino oder Vino Nobile di Montepulciano. Sie zeichnet sich durch frische Säure, feine Tannine und eine ausgeprägte Fruchtigkeit aus, häufig mit Aromen von Kirsche, Pflaume, Veilchen und mediterranen Kräutern. Der Charakter von Sangiovese variiert stark je nach Lage: Auf kalk- und tonhaltigen Böden entstehen elegante, duftige Weine, während ton- und sandreiche Böden kraftvollere, strukturierte Varianten hervorbringen. Sangiovese eignet sich hervorragend für den Ausbau im Holzfass, was zusätzliche Komplexität und Aromen von Gewürzen, Tabak und Vanille verleiht.
Cabernet Sauvignon ist eine der bekanntesten und weltweit am weitesten verbreiteten Rebsorten. Sie wird nahezu in allen Weinregionen angebaut und verleiht Weinen Struktur und Langlebigkeit. Mit ihrer dicken Schale ist sie widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und reich an Tanninen. Im Fass entwickelt sie komplexe Aromen wie Zedernholz und Tabak sowie Noten von schwarzen Johannisbeeren und Kräutern. Die Tannine sind kraftvoll, wirken im toskanischen Klima aber eleganter und weniger streng als in den Bordeaux-Vertretern. Rebsortentypisch treten zudem Aromen von grüner Paprika und dezenten Eichenholznoten auf, die Weinen zusätzliche Komplexität verleihen.
Merlot hat eine dünnere Schale, was sie anfälliger für Krankheiten macht, ihr jedoch eine weichere Tanninstruktur verleiht. In der toskanischen Sonne kann sie ihre saftigen Fruchtaromen wie Kirschen und Pflaumen optimal entfalten. Besonders auf den Lehmböden der Region gedeiht Merlot prächtig und bringt dank der sanfteren Tannine eine gewisse Weichheit in die Cuvées ein, die der etwas kantigeren Struktur des Cabernet Sauvignon entgegenwirkt.

Der Wein
Im Glas zeigt sich der Lamole di Lamole Maggiolo Chianti Classico 2022 BIO in leuchtendem Rubinrot mit violetten Reflexen. Schon beim ersten Reinriechen verführt der Wein mit intensiven Aromen von Kirsche, Veilchen und roten Beeren sowie Brombeeren, die von einer feinen Würze elegant unterstrichen werden. Am Gaumen präsentiert er sich saftig und ausgewogen, mit lebendiger Säure und sehr elegantem Tannin.
Die Vinifikation erfolgt mit großer Sorgfalt: Nach dem Entrappen der Trauben erfolgt die Gärung in Edelstahltanks, gefolgt vom Ausbau bis in den Spätwinter. Der Sangiovese reift in großen Eichenfässern, während Cabernet Sauvignon und Merlot in klassischen Barriques von 225 Litern gelagert werden. Die Reifung dauert insgesamt 1,5 Jahre.
Die Weinberge stehen auf Böden mit außergewöhnlicher Drainagekraft: Ockerfarbene Sandsteine, das sogenannte „macigno toscano“, verleihen den Weinen Konsistenz und Gewicht, während Alberese- und Galestro-Böden Würze, Mineralität und Finesse beitragen. Die harmonische Mischung dieser Gesteinsformationen gilt als eines der Geheimnisse der Vollständigkeit toskanischer Rotweine – aromatisch und fein, kraftvoll und langlebig – und macht diesen Maggiolo zu einem ganz besonderen Wein.

Der Winzer
Das Weingut Lamole di Lamole wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, seine historischen Kellereien und die Vinsantaia, die heutige Vinsanto-Keller, stammen jedoch bereits aus dem 14. Jahrhundert und waren einst Teil des Castello di Lamole. Gelegen in der Gemeinde Greve in Chianti, erstrecken sich die Weinberge in Höhenlagen von 420 bis 655 Metern – fast an der oberen Grenze für den Sangiovese-Anbau.
Das Anwesen umfasst insgesamt 288 Hektar, von denen 37 Hektar in der Lamole-Lage mit Reben bepflanzt sind. Das Durchschnittsalter der Weinberge liegt bei 25 bis 30 Jahren, während die Spitzenlagen des Il Prato bis zu 74 Jahre alte Reben aufweisen. Seit 2005 verfolgt Lamole einen Prozess der nachhaltigen Umstellung, sodass die Weinberge heute vollständig biologisch bewirtschaftet werden. Dabei kommen unter anderem organische Komposte aus Rebschnitt und Traubenstielen als natürlicher Dünger zum Einsatz.
Die hohen Lagen mit ihren kühlen Nächten verleihen den Weinen Eleganz, Frische und eine besondere Spannung. Die Hügel von Lamole gehören seit Jahrhunderten zu den Kernzonen des Chianti Classico. Die Kombination aus traditioneller Handarbeit und moderner Technik macht Lamole di Lamole zu einem Paradebeispiel dafür, wie toskanischer Weinbau im 21. Jahrhundert auf höchstem Niveau umgesetzt wird.

Wein-Speisen Kombination
Der Maggiolo ist ein vielseitiger Essensbegleiter und passt hervorragend zu mediterraner und herzhafter Küche. Besonders empfehlenswert ist er zu Bistecca alla Fiorentina, dem berühmten toskanischen Rindersteak vom Florentiner Florentine-Rind, das über Holzkohle gegrillt wird. Damit bleibt es außen knusprig und innen saftig. Auch anderes gegrilltes Fleisch wie Lammkoteletts oder Wildgeflügel harmonieren perfekt mit der eleganten Struktur des Weins.
Sehr gut passt auch ein typisches Gericht aus der Toskana: Panzanella, der traditionelle toskanische Brotsalat. Dazu wird das Pane sciocco, das ungesalzene Brot der Region, in Würfel geschnitten, mit reifen Tomaten, Gurken, roten Zwiebeln, Basilikum und einem guten Schuss Olivenöl vermengt und kurz ziehen gelassen – einfach, frisch und aromatisch. Kann man natürlich auch mit getrocknetem normalen Weißbrot nachmachen (dazu gern im Ofen trocknen).
Klassische italienische Gerichte wie Pasta mit Tomatensauce, Lasagne oder eine Pizza Margherita ergänzen den Maggiolo ebenso überzeugend. Für Vegetarier eignen sich Pilzrisotto, Auberginenauflauf oder Kürbisgerichte, gerne mit würzigem Käse wie Pecorino Toscano oder mittelgereiftem Parmesan, da der Wein die Aromen elegant trägt und den Gerichten Tiefe verleiht.
Weinwissen
Chianti Classico DOCG und Chianti DOCG
Der Chianti Classico DOCG ist die älteste abgegrenzte Weinregion Italiens und erstreckt sich zwischen Florenz und Siena. Seit 1716 durch ein Dekret von Cosimo III. de’ Medici definiert, bildet er das historische Herzstück des Chianti-Gebiets. Im Gegensatz dazu umfasst die Chianti DOCG ein größeres Gebiet, das auch Teile der Provinzen Arezzo, Pisa, Pistoia und Prato einschließt. Ein markantes Unterscheidungsmerkmal ist das Symbol des schwarzen Hahns auf der Flasche, der „Gallo Nero“. Dieses Emblem wurde 1924 vom Consorzio Vino Chianti Classico als offizielles Markenzeichen eingeführt und garantiert die Herkunft und Qualität des Weins Chianti Classico. Es darf jedoch nicht mehr der Schriftzug „Gallo Nero“ verwendet werden, sonder ist als reine Bildmarke geschützt. Diese Regelung dient dem Schutz der Marke und soll Verwechslungen mit anderen Weinen verhindern. Der Chianti Classico DOCG zeichnet sich durch strengere Produktionsvorgaben aus, darunter ein höherer Mindestanteil an Sangiovese-Trauben und spezifische Anforderungen an Reifezeiten und Erträge. Im Gegensatz dazu sind die Vorschriften für die Chianti DOCG weniger restriktiv. Diese Unterschiede spiegeln sich in der Komplexität und Authentizität der Weine wider.
