In unserem Podcast „Wein mit Freunden“ präsentieren euch Antonia, Benni, David, Memo, Gianluca und Cossi alle zwei Wochen einen Wein aus unserem Sortiment. Als Weingenießer, aber auch als Profis: Antonia, Memo und David haben den WSET Level 3 (Wine Spirit Education Trust). Sie erzählen euch Interessantes und Wissenswertes aus der Weinwelt und Gianluca verrät euch die besten Wein-Speisen Kombinationen zu den Weinen.
In Folge #84 verkosten wir einen Weißwein aus den sanften Hügeln der Marken: den Garofoli Macrina Verdicchio dei Castelli di Jesi Classico Superiore DOC 2024. Ein Wein, der zeigt, wie charaktervoll und vielschichtig Verdicchio sein kann.
Das Traditionsweingut Garofoli gehört zu den Wegbereitern des Qualitätsweinbaus in den Marken. Mit dem Macrina gelingt es dem Familienbetrieb Jahr für Jahr, die typische Frische und Mineralität der Rebsorte in moderner, klarer Form zu präsentieren. Ein Weißwein mit mediterranem Charakter, der eindrucksvoll beweist, warum Verdicchio zu den spannendsten autochthonen Sorten Italiens zählt.
Rebsorte
Verdicchio
Verdicchio zählt zu den spannendsten italienischen weißen Rebsorten und ist das Aushängeschild der Region Marken (Le Marche) an der Adriaküste. Seit Jahrhunderten in Mittelitalien beheimatet, liefert Verdicchio heute einige der charaktervollsten und zugleich lagerfähigsten Weißweine Italiens.
Genetische Analysen haben gezeigt, dass Verdicchio eng mit Trebbiano di Soave und Trebbiano di Lugana verwandt ist – allerdings deutlich eigenständiger und qualitativ hochwertiger als viele Vertreter dieser Rebsortenfamilie (mehr Info dazu im Weinwissen).
Im Weinberg zeigt sich Verdicchio anspruchsvoll: Die Rebsorte reagiert empfindlich auf Echten und Falschen Mehltau sowie auf Botrytis. Winzer, die sorgfältig arbeiten, werden jedoch mit außergewöhnlicher Qualität belohnt. Verdicchio besitzt eine natürlich lebendige Säure, die ihm Struktur, Frische und Eleganz verleiht – ein großer Vorteil in wärmeren mediterranen Klimazonen. Stilistisch wird Verdicchio vor allem durch zwei Ursprungsgebiete geprägt.
Der Verdicchio dei Castelli di Jesi DOC steht für fruchtige, duftige und harmonische Weißweine, die oft ein überraschendes Reifepotenzial besitzen. Hier entstehen auch komplexe Riserva-Weine mit Tiefe und Feinheit. Weiter im Landesinneren, in höher gelegenen Weinbergen, wird der Verdicchio di Matelica DOC erzeugt – kraftvoller, mineralischer und konzentrierter im Stil. Typisch für Verdicchio sind Aromen von Zitrusfrüchten, grünem Apfel, weißen Blüten und Kräutern, begleitet von einer markanten Note bitterer Mandeln oder Süßmandel, die ihn unverwechselbar macht.

Der Wein
Im Glas präsentiert sich der Garofoli Macrina Verdicchio dei Castelli di Jesi Classico Superiore in einem mittleren Strohgelb mit zarten grünlichen Reflexen. In der Nase entfaltet er ein feines, zugleich intensives Bouquet von Apfel, weißen Blüten, Aprikose und gelben Pflaumen, begleitet von einer dezenten Mandelnote, die für den Verdicchio so typisch ist.
Am Gaumen zeigt er sich frisch und ausgewogen, getragen von lebendiger Säure und einer angenehmen, saftigen Fruchtigkeit, die in ein langes, mineralisches Finale übergeht. Die Vinifikation erfolgt klassisch in temperaturkontrollierten Edelstahltanks, um die aromatische Reinheit der Rebsorte zu bewahren. Die Trauben stammen aus den sanften Hügeln rund um Jesi, wo kalkhaltige, lehmige Böden mit guter Wasserspeicherung den Reben ideale Bedingungen bieten. Das Klima der Marken mit warmen Tagen und kühlen Nächten fördert die aromatische Entwicklung und verleiht dem Macrina seine charakteristische Frische und Eleganz.
So entsteht ein Weißwein, der die klassische Stilistik des Verdicchio auf höchstem Niveau verkörpert: ausdrucksstark, mineralisch und mit großem Reifepotenzial – ein echter Botschafter seiner Herkunft. Den Namen Macrina bekommt der Wein von der Statue der heiligen Macrina, die im Weinberg steht.

Der Winzer
Das Weingut Garofoli gehört zu den ältesten und renommiertesten Familienweingütern in den Marken (Le Marche) und steht wie kaum ein anderes für die Weintradition der Region. Die Geschichte beginnt 1871, als Antonio Garofoli in Loreto begann, Wein herzustellen und auszuschenken.
1901 machte sein Sohn Gioacchino daraus ein offizielles Weingut und baute den ersten eigenen Gewölbekeller. Der Grundstein für die Produktion von Qualitätsweinen war gelegt. Über die Generationen hinweg entwickelte sich Garofoli kontinuierlich weiter.
In den 1950er Jahren ging die Kellerei einen entscheidenden Schritt: Weg vom einfachen Fasswein – hin zur Flaschenabfüllung unter eigenem Namen. Franco und Dante Garofoli modernisierten den Betrieb, investierten in Technik und etablierten Garofoli als seriösen Markenproduzenten. Bald folgte mit dem Ausbau des Standorts in Castelfidardo ein weiteres Kapitel der Erfolgsgeschichte. Die 1960er und 70er brachten Experimentierfreude ins Haus: erste Roséweine und Schaumweine, schließlich neue Qualitätsstufen mit Einführung der italienischen DOC-Herkunftsbezeichnungen.
Carlo und Gianfranco Garofoli führten das Weingut in dieser Phase in die Moderne und machten Verdicchio aus der Region Castelli di Jesi international bekannt. Spätestens in den 1980er und 1990er Jahren war Garofoli in Italien eine feste Größe – mit Top-Bewertungen, Auszeichnungen und wachsender Exportpräsenz. Trotz aller Erfolge blieb das Weingut immer familiär geführt und tief in den Marken verwurzelt.
Heute führt Gianluca Garofoli das Weingut und die Kellerei steht für eine gelungene Verbindung aus Tradition, Qualität und moderner Interpretation – und begeistert Weinliebhaber weltweit mit authentischen Weinen wie Verdicchio und Rosso Conero.

Wein-Speisen Kombination
Der Garofoli Macrina Verdicchio dei Castelli di Jesi Classico Superiore ist ein frischer und lebendiger Weißwein und das macht ihn zu einem idealen Begleiter für leichte, sommerliche Gerichte, besonders aus der mediterranen Küche.
Er harmoniert hervorragend mit Fisch und Meeresfrüchten. Besonders köstlich ist er zu Miesmuscheln oder Spaghetti alle Vongole, da seine lebendige Säure die salzigen und mineralischen Noten der Meeresfrüchte perfekt ergänzt. Für die Zubereitung der Muscheln werden die frischen Miesmuscheln gründlich gereinigt und in Olivenöl mit Knoblauch und Schalotten leicht angeschwitzt, bevor sie mit etwas Weißwein abgelöscht und mit frischer Petersilie gar gezogen werden. Auch Jakobsmuscheln, gern überbacken, passen ausgezeichnet, denn die Säure des Weins hält den Gaumen frisch und sorgt dafür, dass cremige Beläge nicht schwer wirken. Das gilt auch für überbackene Austern, da die Frische des Verdicchio die reichhaltige Cremigkeit elegant ausbalanciert.
Neben Meeresfrüchten lassen sich mit diesem Wein generell sommerliche Gerichte wie eine leichte Frittura aus Fisch oder Gemüse kombinieren. Auch gefüllte Oliven, die sogenannte Olive Ascolane – traditionell mit Fleisch, aber ebenso köstlich vegetarisch mit Gemüse und Feta gefüllt – passen hervorragend. Vegetarische Gerichte wie ein aromatisches Pilzragout, ein cremiges Pilzrisotto oder gefüllte Pasta, etwa mit Steinpilzfüllung oder Ricotta, werden durch die knackige Säure des Verdicchio perfekt unterstützt, da sie reichhaltige Aromen ausbalanciert.
Weinwissen
DNA Analyse von Rebsorten
Im modernen Weinbau spielt die DNA-Analyse von Rebsorten eine immer größere Rolle, um Herkunft, Verwandtschaft und Authentizität von Trauben eindeutig zu bestimmen. Hier zu sehen am Beispiel von Verdicchio, bekannt für seine frischen, mineralischen Weißweine aus den Marken und DNA-technisch nachweislich die gleiche Rebsorte ist wie Trebbiano di Soave oder Lugana.
Trotz unterschiedlicher Anbaugebiete und regionaler Namen handelt es sich also genetisch um identische Trauben. Dieser Befund zeigt eindrucksvoll, wie Weintradition und moderne Wissenschaft zusammenkommen: Die Traube bringt in den unterschiedlichen Regionen jeweils eigene Charaktere hervor, beeinflusst durch Klima, Boden und Kellertechnik, bleibt aber genetisch dieselbe Sorte. Für Weinliebhaber eröffnet dieses Wissen neue Perspektiven beim Vergleich von Verdicchio, Soave oder Lugana, denn es verdeutlicht, wie eng verwandte Rebsorten durch Terroir und Ausbau völlig unterschiedliche Geschmackserlebnisse bieten können.
